„Ich besuche Hilde jede Woche seit dem Sommer 2015.
Mittlerweile lebt sie in einem Seniorenheim am Stadtrand. Dass ich sie dort trotzdem weiterhin besuche, stand außer Frage.
Weil sie vieles vergisst – mittlerweile ist sie 96 Jahre alt - versuche ich sie bei jedem Besuch an schöne Momente zu erinnern. Oft gehen wir auch zusammen ihre Woche durch: Was hat sie erlebt? Was wird noch kommen? Das Vergessen nimmt in Hildes Leben zunehmend mehr Raum ein, die Lücken werden immer größer, aber sie hat ihre Lebenslust und Freude dabei nicht verloren, bleibt aufgeschlossen und neugierig, was ich sehr bewundere. Und wenn sie doch einmal Unmut wegen ihrer Vergesslichkeit verspürt, erzähle ich ihr, was ich alles vergesse und dass ich ohne eine Erinnerung oft aufgeschmissen wäre. Dann sagt Hilde manchmal mit einem Augenzwinkern, dass ich - fast 60 Jahre jünger - eigentlich diejenige wäre, die mehr vergessen würde und nicht ich ihr, sondern sie mir auf die Sprünge helfen müsste. So lachen wir gemeinsam über das Vergessen hinweg und nehmen es einfach so wie es ist. Das finde ich schön.“
Silke (Seniorenbegleiterin bei WGN seit 2012)